Eine interessante Idee – aber Wasser ist sehr knapp

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  • #2062
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    Bei der Veröffentlichung des Artikels zum jetzigen Zeitpunkt war sicher der Wunsch nach mehr Regen der Vater des Gedankens. Die bisherige Niederschlagsmenge im August (bis zum 17.08.-laut Hydrologischem Wochenbericht des LfU) entspricht nur 13 % des langjährigen Vergleichswerte für den Monat August – wo es sonst im hydrologischen Jahr zu Sommerhochwässern kam.
    Aus der Sicht der Stadtplanung im Zusammenhang mit dem Klimaschutz ist die Idee der Revitalisierung der alten Stadtgräben natürlich eine interessante Option – die aber wohl eher ein Traum bleiben wird, solange die Vorflutverhältnisse nicht funktionieren.
    Die extreme Trockenheit in der Lausitz rührt nicht nur vom Klimawandel her, sie ist ist zum Teil hausgemacht. Die übermäßige Nutzung der Braunkohle als Primärenergieträger – kein Land in der Welt hatte so einen großen Braunkohlenanteil in der Primärenergieträgerbilanz, wie die DDR in den 70er und 80er Jahren – führte zu einer enormen Übernutzung der Wasserressourcen als Folge des Bergbaus mit der großflächigen Grundwasserabsenkung als Umweltfolge. Eine Nebenwirkung sind Mindererträge in Land- und Forstwirtschaft in der Region. Wegen der großen eingeleiteten Sümpfungswassermengen, wurden die Folgen für unsere Oberflächengewässer nur nicht ganz so deutlich. Am Unterlauf der Spree gewöhnte man sich an die erhöhten Abflüsse. Schließlich wurden im Osten Berlins mit dem Wohnungsbauprogramm Mahrzahn, Ahrensfelde, … ganze Stadtteile neu gebaut, die Wasser brauchten.
    Wo nichts oder nur wenig verdunstet, regnet vielleicht auch weniger ab, sehr stark vereinfacht gesagt. Vom Atlantik sind wir weit entfernt und der Harz wirkt als Wetterscheide. Das haben wir schon in der Schule gelernt.
    Entsprechende metereologische Untersuchungen im Vorfeld der Erarbeitung der „Komplexen Territorialstudie Cottbus – Guben – Forst“ wurden in den 80er Jahren „aus Kostengründen“ vom für die Braunkohlenplanung damals als Stabsorgan des Rates des Bezirkes Cottbus zuständigen Büro für Territorialplanung abgeleht. Ein Angebot des Metereologischen Dienstes der DDR lag dazu vor. Die Unterlagen dazu liegen bei der GL und sind dort auch bekannt.

    Die so künstlich erzeugte Trockenheit verstärkt die Folgen des Klimawandels noch. Das sieht man z. B. an der Veränderung des Artenspektrums bei einigen „Zeigerpflanzen“, die im Rahmen des Biotopschlüssels Anwendung finden.
    Theoretisch beträgt das Spreeeinzugsgebiet bis Cottbus am Pegel Sandower Brücke ca. 2000 km² (siehe „Gewässerkundliches Jahrbuch für das Elbe-II-Gebiet“). Vorflutwirksam wird aber nur noch ein Teil davon. Im Rest sind die Gräben bei Trockenwetterabfluss leer. Sie funktionieren nur noch bei Starkregen als Vorfluter, heißt als Wasserzuleiter für die Spree oder die Schwarze Elster. Ich bin schon vor über 55 Jahren hier in der Natur unterwegs gewesen. Damals speisten die Gräben noch Wasser in die Spree ein. Heute sind sie überwiegend trocken, weil das Grundwasser tiefer als die Grabensohle abgesenkt ist, großflächig und in Abhängigkeit von den Boden- und den geologischen Verhältnissen. In Cottbus wird der Großteil der Gräben künstlich mit Spreewasser bespannt.
    „Man rechnet mit ca. 40 km Grundwasserabsenkung im Umfeld eines Tagebaus“, hat mal einer meiner ehemaligen Chefs – ein Wasserwirtschaftler – gesagt. Das ist natürlich stark vereinfacht ausgedrückt. Wenn die Tagebaue dichter beieinander liegen, überschneiden sich diese Absenkungstrichter. Genaue Hydroisohypsenpläne von etwa Görlitz bis Lübbenau werden auf der Grundlage zeitgleicher Untersuchungen von LMBV und LEAG (es gibt über 6000 Pegel im Revier, die dann z. T. abgelesen werden – kostet Geld!) flächendeckend etwa alle zwei Jahre angestellt – aber nicht aktuell veröffentlicht. Die aktuellen Pläne mit den Grundwassergleichen werden aber den betroffenen Behörden zur Kenntnis gegeben.
    Das fast Trockenfallen von Seen im Einflußbereich der Taubendorfer Rinne , die durch den Tagebau Jänschwalde seit etwa 2015 entwässert wird, liefert ein anschauliches Beispiel dafür, wie geologische Besonderheiten die Grundwasserabsenkung beeinflussen. Sie erstreckt sich bis zum Unterspreewald (s. Landschaftsrahmenplan für die Braunkohlentagebaugebiete Tagebau Cottbus-Nord und Tagebau Jänschwalde, 1996).
    Im Lausitzer Urstromtal wird das noch deutlicher. Das immer häufigere Trockenfallen der Schwarzen Elster spricht Bände.

    Wir werden für die gut gemeinten „Cottbuser Wasserspiele“ wohl nicht genug Wasser übrig haben. Trotzdem ist das ein interessanter Denkanstoß, denn vielleicht könnte man einige heute verrohrte Gräben im Stadtgebiet wieder öffnen, z. B. hinter dem Haus der Bauarbeiter (in einigen Höfen und Hausfluren an der Schiller- und der Lieberoser Straße konnte man um 1990 den Grabenverlauf noch nachvollziehen) oder am ehemaligen Lauf der Zschuschke, parallel zum Stadtring in Sandow. Das müßte man natürlich alles genauer untersuchen. Es gibt in der Stadt aber Quellen bzw. Gebiete mit günstigen Bedingungen für die Wiederherstellung natürlicher Kleingewässer. So ein Gebiet ist z. B. der Standort der ehemaligen Brausefabrik von Melde am ehemaligen „Schienengraben“ (ehem. Anschlußgleis zur Gasanstalt und weiter zum MBH und zu Gehove an der Gulbener Straße – heute sind dort Stadtvillen). Auch der Brunschwigpark ist geeignet. Dort entsprang mal der „Salamandergraben“ (heute Ströbitzer Landgraben). Wenn Sie wissen wollen, wo man geeignete Informationen findet, schreiben Sie mir mal. Dabei spielt dann auch die Altlastenproblematik eine Rolle.

    Die Kosten für den Umbau der Stadtinfrastruktur in der Stadtpromenade wären enorm (z. B. Verlegen der Straßenbahn, Lärm?, Denkmalschutz).
    Der Verlauf des ehemaligen Stadtgrabens im Bereich der heutigen Stadtpromenade ist übrigens noch gut auf den Luftbildern von Cottbus aus den 20er Jahren (vermutlich 1926) zu erkennen.
    Dem Planungsbüro, dass sich 2006/207 mit den Altlasten bei der Planung des heutigen Blechencarés bschäftigte, habe ich mal eine CD mit den Aufnahmen geborgt. Hätte man angefangen, im Bereich des ehemaligen Stadtgrabens zu „schürfen“ wären die Kosten für den Denkmalschutz vermutlich sehr sehr hoch gewesen. Das dürfte für alle Bereiche des ehemaligen Stadtgrabens zutreffen.

    Früher wurde dort oftmals alles abgeladen, was man loswerden wollte. Auch die Spree wurde früher als Müllschlucker benutzt, z. B. auf der Höhe des heutigen Spreeauenparks. Die Leute luden ihren Müll damals im Spreevorland ab und das nächste Hochwasser räumte ihn weg (nach dem „Cottbuser Anzeiger“ um 1880).
    Trotzdem lehrt uns der Artikel: jede Vision hat einen rationellen Kern.
    Candies555

    #2064
    Teilnehmer

    Warum sollte nicht genug Wasser übrig sein? Am Pegel Sandow sind bei mitteleren Niedrigwasserverhältnissen (MNQ) ca. 8,5 m³/s angegeben. Eine Rückführung des visionären Wasserlaufes zur Spree vorausgesetzt, könnte von dem Abfluss durchaus ein Teilstrom abgezweigt werden (z.B. 1 m³/s). An der Bilanz der Spree ändert das nichts. Der Wasserlauf wäre ohnehin gedichtet, nehme ich an, so dass auch Versickerungsverluste auszuschließen wären.

    #2065
    Teilnehmer

    Die Pegelganglinien des LfU sind nicht immer repräsentativ, was die von den Grubenwassereinleitungen überprägten Abflüsse, wie im Fall der Spree, anbetrifft. Da können Sie auch Herrn Steffen Goertz oder Prof. Grünewald fragen. Die LEAG hat reichlich Zahlen, aber die jungen Leute dort wissen nichts damit anzufangen. Vielleicht sollte man diese Datenbestände mal sichten und versuchen, die Statistik zu bereinigen.
    Was am Pegel Sandower Bücke bei Trockenwetterabfluss gemessen wird, ist nach Frau Mischke von der Flutungszentrale der LMBV das, was die LEAG am Oberlauf hinein pumpt, die Talsperre Spremberg mal vernachlässigt.(Frau Mischke in der Vorlesung vom Lausitzer Wasser.Cluster e.V).

    #2066
    Teilnehmer

    Es gibt CIR-Bilder von Cottbus im FB 61 (Stadtplanungsamt) von 1992.Da kann man die Feuchtigkeit in der Landschaft sehen. Solche Aufnahmen werden im Land Brandenburg ca. alle 5 Jahre gemacht. Der Landesvermessngsbetrieb macht alle zwei Jahre Befliegungen zum Update seiner Karten. Noch genauere Angaben zur Wärmestrahlung für die Stadtpromenade aus der Mitte der 90er Jahre gibt es im FB 72 der Stadtverwaltung bei der Unteren Naturschutzbehörde. Da gab es mal ein gesondertes Forschungsprojekt, dass die Erwärmung der Innenstadt deutlich macht. 2019 waren diese Unterlagen noch vorhanden.
    CIR Bilder von unterschiedlichen Jahren gibt es auch im Intranet der Stadt Cottbus. Das ist ähnlich dem öffentlich zugänglichen Geoportalder Stadt Cottbus aufgebaut. Aber es enthält wesentlich mehr Informationen und ermöglicht wohl auch eine höhere Auflösung der eingestellten Luftbilder.

    #2074
    Teilnehmer

    Der Abfluss am Unterpegel Leibsch hat sich aufgrund der flächendeckenden Niederschläge auch etwas entspannt. Der mittlere Abfluss für diesen Pegel liegt im August normalerweise bei 8,19 Kubikmetern pro Sekunde. Er betrug am Morgen des 31. August 3,96 Kubikmeter pro Sekunde. Ein solcher Wert wurde zuletzt Mitte Mai erreicht. In den nächsten Tagen wird sich der Abfluss am Unterpegel Leibsch wieder verringern, jedoch ist in den kommenden Wochen keine erneute Unterschreitung des Mindestabflusses von 1,5 Kubikmetern pro Sekunde zu erwarten. Diese Menge dürfte auch für Cottbus zutreffend sein!

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